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Riesenerfolg mit "Schwuhplattler" - Hoher Anspruch, viel Vergnügen

Großweil - Geht das wirklich? Kann man das Theama Homosexualität am Land ernst nehmen und dennoch um die Lacher des Publikums werben? Und wie es geht. Auch wenn den Besuchern der Schwuhplattler-Premiere in der Großweiler Neuwirtbühne der Witz mitunter buchstäblich im Hals stecken blieb.

Man muss - wie Autor Josef Daser - wohl in einem Dorf aufgewachsen sein, um es wie ein guter Maler mit wenigen Strichen beziehungsweise Diaolgen zeichnen zu können. Den Rest erledigen seine - ebenfalls auf dem Dorf augewachsenen - Schauspielerkollegen, die die kleinen und großen Schwächen boshaft gekonnt imitieren. Inbegriff dafür ist der mehr in seinen John-Deere-213-PS-Traktor als in seine Frau Kathi (Roswitha Leis) verliebte Großbauer Moarhakl (Peter Auer). Genauso rücksichtslos wie gegen Radler und seine Frau verhält er sich gegenüber dem Geouteten, dem er sein Rezept zum Umgang mit Schwulen entgegenschleudert: "Nauf aufn Amboss mit seim presthaftn Schlawuzi, und a so lang zrechtdengln, bis er wieda woaß, wo er highört."

Das Publikum klopft sich natürlich auf die Schenkel, wie gewollt, aber der Stachel sitzt, und das Unbehagen wächst. Und wird immer deutlicher bis zur peinlichen Betroffenheit, wenn der eigentlich gutmütige, aber vom Charakter her schwächliche Apotheker  (Rudi Schmid) seinen einstigen Spezl voll Verachtung anspuckt. Auch wenn´s Schauspielerei ist: "Des muasst erst amoi macha", berichtet Schmid, wie schwer ihm das gefallen ist. Spiel und Stimmung schwanken hin und her, weder überwiegt der Ernst, noch die Komödie.

Sepp Daser bedankte sich nach der Premiere bei seiner Truppe, die Stück und Thema so mitgetragen hat. Tatsächlich darf man eigentlich keinen herausheben. Jeder füllt seine Rolle mit prallem Leben, ob Oliver Döllinger als stets auf seinen Vorteil bedachter Wirt oder Dieter Bauch, der den lebenserfahrenen und deshalb toleranten alten Mann spielt. So ist man es von der Neuwirtbühne gewohnt. Ein Sonderlob hat sich aber sicher Steffi Rehm verdient, die erst vor zweieinhalb Wochen wegen eines Personalausfalls kurzfristige einspringen musste. Wie Rehm die etwas aus dem Rahmen fallende Rolle einer koketten, russischen Lebedame miemte, die sich den reichen Apotheker Danzeisen angelt, wurde mit stürmischem Beifall bedacht.

"A Wurf" kommentierte Dieter Fischer alias "Kaiser von Schexing" die Premierenaufführung der "Schwuhplattler". Auch er hat übrigens eine kleine Rolle. Er liest die Stimme aus dem Off zum Ende vor,  was aus den Protagonisten wird.

Christian Schnitzer, Tölzer Kurier

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